War das Schloss Wittgenstein einst nur ein Bollwerk, das über dem Tal thronte, oder birgt es tiefere Geschichten, die bis in die Anfänge des Mittelalters zurückreichen? Fest steht: Das Schloss Wittgenstein ist mehr als nur Stein und Mörtel; es ist ein lebendiges Zeugnis einer bewegten Vergangenheit, das bis heute fasziniert.
Die Geschichte des Schlosses Wittgenstein ist eng mit der Entwicklung der Grafschaft Wittgenstein verbunden. Bereits im 12. Jahrhundert, genauer gesagt im Jahr 1190, taucht der Name Widegensteyne auf, als Werner von Wittgenstein-Battenberg die Burg dem Erzbischof von Mainz übergab, um sie als Lehen zurückzuerhalten. Diese frühe Erwähnung markiert den Beginn einer langen und wechselvollen Geschichte. Das heutige Schloss, wie wir es kennen, wurde anstelle einer älteren Anlage errichtet, ein Beweis für ständige Umbauten und Anpassungen an die jeweiligen Bedürfnisse und die militärische und politische Situation. Die strategische Bedeutung des Ortes, hoch über der Stadt Laasphe gelegen, lässt sich nicht von der Hand weisen. Es diente nicht nur als Wohnsitz, sondern auch als Verteidigungsanlage, die über die Geschicke der Region wachte. Die Grafen von Wittgenstein, eine Familie mit tiefen Wurzeln im Rheinland, prägten über Jahrhunderte das Leben in der Region und das Schloss diente als Zentrum ihrer Macht.
Die nachfolgende Tabelle bietet einen Überblick über wichtige historische Ereignisse und Personen, die mit dem Schloss Wittgenstein in Verbindung stehen:
Ereignis/Person | Details | Relevanz |
---|---|---|
Werner von Wittgenstein-Battenberg | Übergab 1190 die Burg „Widegensteyne dem Erzbischof von Mainz. | Erste dokumentierte Erwähnung und Übergabe des Lehens. |
Burg Widenkindigstein | Errichtet 1187, diente zur Sicherung der Ländereien des Hauses Battenberg. | Vorgängerbau des heutigen Schlosses. |
Erzbischof Siegfried von Mainz | Erhielt 1223 die Burg durch einen Vertrag. | Besitzer der Burg im 13. Jahrhundert. |
Besetzung und Plünderung | 1634 wurde das Schloss von feindlichen Truppen besetzt, geplündert und stark beschädigt. | Zeugnis der kriegerischen Auseinandersetzungen im 17. Jahrhundert. |
Zerstörung des Vorwerks Ludwigseck | 1637 wurde das Vorwerk Ludwigseck zerstört. | Weitere Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg. |
Johann VII. | Kehrte als einziger Sohn aus dem Krieg zurück, übernahm 1634 die Regierungsgeschäfte. | Repräsentiert eine Generation, die unter den Bedingungen des Krieges aufwuchs. |
Heinrich von Wittgenstein | Kölner Regierungspräsident und erster Präsident des Zentraldombauvereins. | Verbindungen zu bedeutenden Persönlichkeiten und Institutionen. |
Verlegung der Familie | Die Familie zog in das nahegelegene Schloss Schwarzenau. | Veränderung in der Nutzung des Schlosses. |
Internat Wittgenstein | In den 1960er Jahren zog ein Internat in das Schloss. | Neue Nutzung als Bildungseinrichtung bis heute. |
Die Geschichte des Schlosses ist geprägt von Krieg, Zerstörung und Wiederaufbau. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt das Schloss schwere Schäden. 1634 wurde es von feindlichen Truppen besetzt und geplündert. Das Vorwerk Ludwigseck wurde 1637 zerstört, ein weiteres Zeichen der Zerstörungswut des Krieges. Von den Söhnen kehrte nur Johann VII. aus dem Krieg zurück, der dann die Regierungsgeschäfte übernahm. Diese Ereignisse unterstreichen die Härte und die Unsicherheit des Lebens in dieser Zeit.
Nachdem die Familie Sayn-Wittgenstein-Hohenstein in das nahegelegene Schloss Schwarzenau gezogen war, änderte sich die Nutzung des Schlosses erneut. Die Internatsräume einer weiterführenden Schule zogen ein. In den 1960er Jahren wurde das Schloss zu einer Schule und ist bis heute eine Bildungseinrichtung. Das Schloss hat somit im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Funktionen erfüllt: von einer Festung und einem Wohnsitz bis hin zu einer Schule. Diese Flexibilität zeugt von seiner Anpassungsfähigkeit und seiner Fähigkeit, sich an die sich wandelnden Bedürfnisse der Zeit anzupassen.
Die Lage des Schlosses, hoch über der Stadt Laasphe, ist ein weiterer wichtiger Aspekt seiner Geschichte. Die Burg Widenkindigstein wurde bereits im Jahr 1187 errichtet, um die Ländereien des Hauses Battenberg zu sichern. Die Burg lag strategisch günstig und diente als Schutz der umliegenden Gebiete. Die Ginsburg in Hilchenbach-Grund, eine nassauische Grenzfeste, und die Wasserburg Hainchen, die einzige Höhenwasserburg im südwestfälischen Raum, sind weitere Beispiele für die Burgenlandschaft der Region Siegen-Wittgenstein, die die Geschichte der Region mitgeprägt hat.
Die Architektur des Schlosses ist ebenfalls bemerkenswert. Obwohl genaue Angaben über die ursprüngliche Bauweise und die späteren Umbauten fehlen, lässt sich annehmen, dass das Schloss im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert und erweitert wurde. Die baukunst-nrw-Seite bietet weitere Einblicke in die Architektur des Schlosses Wittgenstein, die eine eingehende Analyse der Baugeschichte und der architektonischen Merkmale ermöglicht.
Das Internat Wittgenstein, das sich heute im Schloss befindet, bietet ein privates Gymnasium und eine Realschule in einem familiären und internationalen Umfeld. Die Schüler leben im Schloss Wittgenstein in Nordrhein-Westfalen und können von zahlreichen Freizeit- und Förderangeboten profitieren. Dies ist ein Beweis für die lebendige und moderne Nutzung des alten Gemäuers.
Die Geschichte des Schlosses Wittgenstein ist somit eine Geschichte von Macht, Krieg, Zerstörung, Wiederaufbau und Wandel. Es ist ein Ort, der die Geschichte der Region widerspiegelt und bis heute eine wichtige Rolle in der Kulturlandschaft von Siegen-Wittgenstein spielt.



